Regelmäßig werden wir von Interessenten auf das Thema „Fugenbildung bei fußbodenheizungsbeheizten Holzböden“ angesprochen. Wir mussten in diesem Zusammenhang feststellen, dass bei vielen Verbrauchern ein hohes Maß an Verunsicherung, aber auch an Unkenntnis herrscht. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen nachfolgend einige Informationen an die Hand geben, um Ihnen das notwendige Verständnis für den Werkstoff Holz zu vermitteln.
Zunächst gilt es eine Tatsache zu beachten: Holz ist ein sogenanntes „hygroskopisches“ Material, ein biologischer Werkstoff, der sich stets dem Raumklima anpasst, indem es Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnimmt und abgibt. Infolgedessen verändert sich im Jahrensverlauf mit dem Raumklima sowohl die Feuchte als auch das Volumen des Holzbodens. Das Quellen und Schwinden ist ein ganz natürlicher Vorgang und in gewissen Grenzen - unabhängig davon, ob der Raum mit einer Fußbodenheizung oder mit Radiatoren beheizt wird - unvermeidlich und somit hinzunehmen.
Wenn der Holzboden (Parkett, Dielenboden etc.) geliefert und verlegt wird, sollte das Holz gemäß der einschlägigen DIN-Vorschriften eine Holzrestfeuchte von ungefähr 9 % haben. Diese Holzfeuchte entspricht derjenigen, welche das Holz bei einem Raumklima von ca. 20° C und einer relativen Raumluftfeuchte von ca. 55 – 65 % hat. Diese idealen raumklimatischen Bedingungen sollten in der Folge gehalten werden, um eine unnatürliche Fugenbildung zu verhindern. Die Gewährleistung eines solchen Raumklimas kann im Jahresverlauf jedoch schwierig sein, und dementsprechend ist eine Veränderung des Naturproduktes Holz unausbleiblich. Im Sommer wird es aufgrund einer höheren Luftfeuchtigkeit quellen und im Winter wegen einer geringeren Luftfeuchtigkeit schwinden. Fugenbreiten zwischen 0,1 mm bis 0,5 mm sind im jahreszeitlichen Ablauf unbestritten als durchaus normal anzusehen. Es kann jedoch vorkommen, dass im Winter die relative Luftfeuchtigkeit im Raum aufgrund mangelnder Gegenmaßnahmen der Bewohner auf nur noch z.B. 35 % absinkt und zwar unabhängig davon, ob der Raum mittels einer Fußbodenheizung oder konventionell mit Heizkörpern beheizt wird. Dies führt dann dazu, dass die Holzfeuchte unter 7 % absinkt und Fugenbreiten über 0,5 mm entstehen können. Am Rande erwähnt: Eine Bodenversiegelung kann das Quell- und Schwindeverhalten des Holzes nicht verhindern, höchstens zeitlich versetzen.
Abgesehen von dem soeben beschriebenen allgemeinen Quell- und Schwindeverhalten eines Holzbodens gilt es zu beachten, dass den verschiedenen Holzarten auch ein ganz individuelles Quell- und Schwindeverhalten innewohnt. Man unterscheidet sogenannte „nervöse“ Holzarten, also solche mit kurzen Reaktionszeiten und großem differentiellem Quell- bzw. Schwindmaß (z.B. Buche oder Douglasie) und sogenannte „ruhigere“ Holzarten (z.B. Eiche). Entscheidend für den Grad einer Verformung ist auch die Faserrichtung (radial oder tangential) sowie der konkrete Aufbau und die Verlegeart des Holzbodens. Ein natürlicher Massivholzdielenboden neigt beispielsweise zu einem größeren Quell- und Schwindeverhalten als ein industriell gefertigter Drei-Schicht-Dielenboden.
Man muss sich folglich als Endkunde zunächst einmal Gedanken darüber machen, was man eigentlich will, ob man die natürliche Fugenbildung bei einem Massivholzdielenboden in Kauf nehmen oder auf einen Industrieholzboden, der fast gar nicht zur Fugenbildung neigt, zurückgreifen möchte.
Nebenbei erwähnt: Von vielen renommierten Innenarchikten werden Fugen heutzutage auch gerne als besonderes Stilmittel eingesetzt, sind somit ausdrücklich erwünscht und werden betont. Insbesondere bei sogenannten „Schlossdielen“ mit Holzstärken bis 35 mm, Breiten bis 45 cm und Längen bis zu 15 Metern. Diese hochexklusiven Massivholzdielen, die vorwiegend wegen ihrer traditionellen Optik verbaut werden, neigen üblicherweise zu einem größeren Schwindmaß mit deutlicher Fugenbildung. Als Faustformel geht man im jahreszeitlichen Verlauf bei einem Douglasiendielenboden von ca. 1% der Breite der Diele als Quell- und Schwindmaß aus. Kann ein gleichmäßiges Raumklima ohne große Luftfeuchteschwankungen sichergestellt werden, verringert sich dieser Effekt .
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Dies vorausgeschickt stellt sich somit die entscheidende Frage: „Wie kann man eine unnatürliche Fugenbildung verhindern?“
Die Gegenmaßnahmen beginnen bereits vor der Verlegung des Holzbodens. Es ist zu gewährleisten, dass der Holzboden während des Transports bzw. der Lagerung keine zusätzlich Feuchtigkeit aufnimmt und am Tag der Verlegung eine Restfeuchte von 9 % ( +/- 1 Prozent) aufweist. Diese Holzfeuchte entspricht einem Raumklima von ca. 20 – 22 °C und 55 – 60 % relativer Luftfeuchtigkeit.
Von überragender Bedeutung ist es weiterhin, dass den Verlegeanleitungen und vor allem auch den Pflegehinweisen des Herstellersdes HolzbodensFolge geleistet wird.
Wie oben bereits erläutert, hat die relative Luftfeuchtigkeit des Raumes einen großen Einfluss auf das Quell- und Schwindeverhalten des hygroskopischen Werkstoffs Holz. Dementsprechend ist es möglich, durch eine zusätzliche Raumbefeuchtung die relative Luftfeuchtigkeit auch während der Wintermonate auf ideale 55 - 65 % anzuheben und so eine Austrocknung des Holzes und das Auftreten unnatürlicher Fugenbreiten positiv zu beeinflussen oder sogar ganz zu verhindern. Empfehlenswert zum Anheben der relativen Luftfeuchtigkeit sind sogenannte „Raumbefeuchter“. Idealerweise sollten diese Raumbefeuchter mit Feuchtigkeitsreglern ( = Steuerhygrostaten) versehen sein.
Es ist im Zusammenhang mit Raumbefeuchtern noch zu erwähnen, dass die wassergefüllten Behälter (aus Keramik oder Metall), die gelegentlich an Heizkörpern zur Raumbefeuchtung angebracht werden, regelmäßig zu klein sind, um eine ausreichende Raumbefeuchtung zu gewährleisten. Um beispielsweise einen Raum von ungefähr 20 m2 an beheizten Wintertagen auf eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50 % zu bringen, muss man dem Raum innerhalb von 24 Stunden ungefähr 4 Liter Wasser zuführen. Dies ist für einen Radiator-Behälter absolut nicht zu schaffen.
Es bleibt schließlich noch die Frage zu klären: „Welchen Einfluss hat denn nun eine Fußbodenheizung auf die Fugenbildung?“
Sie werden es schon wissen: Einen direkten Einfluss auf eine unnatürliche Fugenbildung hat eine Fußbodenheizung nicht. Die durch eine Fußbodenheizung im Mittel während der Heizperiode erzeugten Bodenoberflächen-Temperaturen von 24 - 26 °C in Aufenthaltszonen können zu keiner unnatürlichen Fugenbildung führen. Natürlich wird der Holzboden durch eine Fußbodenheizung schneller ausgetrocknet, als bei konvektiv beheizten Räumen. Dies ist aber – wie oben dargestellt – völlig unbedenklich, solange im Raum die relative Luftfeuchtigkeit von ca. 55 – 65 % gehalten wird und der Holzboden eine entsprechend ideale Holzfeuchte von 9 % ( +/- 1 Prozent) behält.
Im Ergebnis bleibt festzuhalten:
Das natürliche Quell- und Schwindeverhalten eines Holzbodens ist in gewissen Grenzen unvermeidlich und somit hinzunehmen, insbesondere sofern man sich für einen natürlichen Massivholzdielenboden entscheidet. Um einer unnatürlichen Fugenbildung entgegenzuwirken, sind die oben beschriebenen Maßnahmen zu ergreifen und dies unabhängig davon, ob der Raum mittels einer Fußbodenheizung oder mittels Heizkörpern beheizt wird.